Zu den Aufgaben eines Therapeuten gehört es, Haltung und Bewegung zu analysieren, um ein funktionelles Problem zu erkennen und zu formulieren. Der Therapeut muss eine Veränderung im Bewegungsverhalten des Patienten bewirken können.
Durch Beobachten und Betasten versucht der Therapeut charakteristische Merkmale in der Vielfalt eines Bewegungsablaufes zu finden. In diesem Sinne ist die Functional Kinetics (Funktionelle Bewegungslehre - FBL) ein Verfahren der unmittelbaren Bewegungsbeobachtung, ihrer Auswertung und der Behandlung des Patienten in der Therapie.
Das Konzept FBL Functional Kinetics wurde von Susanne Klein-Vogelbach entwickelt. Sie systematisierte die Beobachtung und Beschreibung menschlicher Bewegungsabläufe, basierend auf dem Verhalten Gesunder. Dabei definierte sie Merkmale, die Therapeuten eine objektive Bewertung von Abweichungen ermöglichen. Nach ihrem Tod wird ihre Arbeit von ehemaligen Schüler*innen weiterentwickelt.
Susanne Klein-Vogelbach (06.10.1909 – 09.11.1996) wuchs in Basel in einem von Musik und Medizin geprägten Umfeld auf. Nach einem Abstecher in die Schauspielerei absolvierte sie eine Ausbildung in rhythmischer Gymnastik, die den Grundstein für ihre spätere Arbeit als Physiotherapeutin legte. Ihr Interesse galt der Frage, warum Bewegungsabläufe manchen Menschen leichtfallen, anderen jedoch nicht, und wie Therapieansätze darauf angepasst werden können.
Während eines Japan-Aufenthalts (1940–1946) sammelte sie erste Erfahrungen in der Physiotherapie. Zurück in Basel arbeitete sie am Kantonsspital und fiel durch innovative Ansätze auf. 1955 übernahm sie den Aufbau einer Physiotherapieschule am Universitätsspital Basel und entwickelte parallel die Grundlagen der Funktionellen Bewegungslehre (FBL).
Ab 1970 hielt sie internationale Kurse und Kongressvorträge. Ihre Bücher, darunter "Funktionelle Bewegungslehre" (1976) und "Therapeutische Übungen" (1978), setzten neue Standards und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Besonders widmete sie sich später der Erforschung von Musikerkrankheiten und veröffentlichte dazu Werke wie "Musikinstrumente und Körperhaltung". Für ihre Verdienste erhielt sie 1979 die Ehrendoktorwürde der Universität Basel. Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie 1990 die "Georg und Susanne Klein-Vogelbach Stiftung" zur Förderung ihrer Forschung.
Susanne Klein-Vogelbach verstarb 1996 im Alter von 87 Jahren in Basel.